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Ausgrenzung eröffnet keine Perspektiven!

Stellungnahme des Evangelischen Dekanats Rüsselsheim zur aktuellen Diskussion um das interkulturelle Friedensgebet

Am 28.8.2014 erschien in der „Main-Spitze“ ein Artikel, der sich mit dem geplanten Friedensgebet befasst, das am 21. September im Rahmen der Interkulturellen Woche in Rüsselsheim stattfinden soll.
Unter der Überschrift „Schulterschluss mit Milli Görüs“ veröffentlichte der Redakteur Michael Wien Auszüge aus Gesprächen, die er mit dem evangelischen Dekan Kurt Hohmann und dem katholischen Dekan Norbert Kissel geführt hat. Anlass für den Artikel war die Beteiligung des Vereins Milli Görüs, der vom Verfassungsschutz sowohl in Hessen als auch im Bund beobachtet und als islamistische Gruppe eingestuft wird. Der Verfassungsschutz sieht die Gruppierung als religiös extrem an, weil sie versuche, auf „legalistischem Weg“ gesellschaftliches Ansehen und politischen Einfluss zu gewinnen: Die Mitglieder von Milli Görüs signalisierten zwar Bereitschaft zum Dialog mit anderen gesellschaftlichen Gruppen, hielten aber an ihrem großen religionspolitischen Ziel, der Errichtung eines islamischen Gottesstaates, fest.
Das Interkulturelle Friedensgebet, das seit 21 Jahren in Rüsselsheim stattfindet, wird von einem Arbeitskreis veranstaltet und verantwortet, zu dem Vertreter/innen der evangelischen und katholischen Kirche sowie der türkisch-islamische Kulturverein, der islamische Arbeiterverein und eben Milli Görüs gehören. Der Arbeitskreis kümmert sich auch um die Ausrichtung des Tages der offenen Kirche und des Tages der offenen Moschee.
Dass der Arbeitskreis selbst vom „interkulturellen“ Gebet spricht und nicht vom „interreligiösen“, hat seinen Grund: Die teilnehmenden Gruppierungen beten in ihrer jeweiligen Tradition. Das Ganze geschieht in deutscher Sprache oder wird in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht, damit alle Anwesenden die Gebete inhaltlich mitverfolgen können. Das Interkulturelle Friedensgebet ist kein Gebet, bei dem die Teilnehmenden auch die Glaubensaussagen anderer Religion und Kultur für sich selbst aufnehmen und annehmen – dazu sind die theologischen Vorstellungen zu unterschiedlich. Als verbindende Klammer aber hat das Interkulturelle Gebet die Bitte um den Frieden in der Welt. Hierin sehen wir ein wichtiges gemeinsames Anliegen, an dem wir auch zukünftig festhalten wollen.
Den Vorwurf des blauäugigen Tolerierens von totalitären Vereinigungen weist das Evangelische Dekanat Rüsselsheim daher entschieden zurück. Es ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Dekanat bewusst, dass es sich bei Milli Görüs um eine wertkonservative Vereinigung im strengen islamischen Sinne handelt. Bei bisherigen Begegnungen haben wir jedoch keine Erfahrungen gemacht, die den Abbruch der Kontakte erfordern würde.
Gleichwohl lassen uns die zum Teil heftigen Reaktionen nicht unberührt.
Gerade deshalb soll das Gespräch weitergeführt werden – denn wenn die unterschiedlichen Gruppen in unserer Stadt sprachlos nebeneinander her leben, hilft das niemandem weiter.
Wer für den Frieden betet, muss sich danach befragen lassen, was er unter Frieden versteht – und er muss auch offen dafür sein, dass sein Gegenüber dann Worte und Taten vergleicht.
Das Ganze ist ein Grenzgang – für alle Beteiligten. Aber die Alternative dazu ist Ausgrenzung, und die führt zur Ausbildung und Verfestigung von Parallelgesellschaften und nicht zum Frieden unter den Menschen!
Ellen Schneider-Oelkers, Pfarrerin
Stellvertretende Dekanin des Evangelischen Dekanats Rüsselsheim

Evangelisches Dekanat Rüsselsheim

Zum Dekanat Rüsselsheim gehören derzeit 17 Kirchengemeinden mit etwa 35.000 Mitgliedern.

20 Pfarrerinnen und Pfarrer sind im Dekanat tätig. Ebenso zwei Verwaltungsfachkräfte, drei Kantoren, ein Jugendreferent, ein ehrenamtlicher Dekanatsjugendpfarrer, ein Umweltbeauftragter, eine Konfliktbeauftragte und eine Krankenhausseelsorgerin. Im Gemeindepädagogischen Dienst arbeitet eine Mitarbeiterin in der Altenheimseelsorge, ein Mitarbeiter schwerpunktmäßig in der Nichtsesshaftenhilfe und in der Begleitung von Besuchsdienstgruppen. Ein weiterer Mitarbeiter hat einen Schwerpunkt in der schulischen Beratungsarbeit - derzeit an drei Schulen.

Die Handlungsfelder Bildung, Gesellschaftliche Verantwortung und Öffentlichkeitsarbeit werden von je einer/einem Fachreferentin/Fachreferenten, das Handlungsfeld Ökumene von Pfarrern und einer engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiterin in der Korea-Partnerschaft betreut.


Geleitet wird das Dekanat von der Dekanatssynode, deren Delegierte von den Kirchenvorständen gewählt werden. Die Synode wählt einen Dekanatssynodalvorstand (DSV), den sie mit den laufenden Geschäften betraut. Der DSV besteht aus neun Mitgliedern, deren Vorsitzender Präses die Sitzungen der Synode und der Vorstandssitzungen leitet.

Die Synode wählt auch den Dekan. Zu seinen Aufgaben zählt die Dienstaufsicht über die Pfarrerinnen und Pfarrer und die Beratung der Kirchengemeinden. Außerdem repräsentiert er die Kirchenleitung im Dekanat

Neuordnung der Dekanate

Frankfurt a.M., 23. November 2013 /EKHN. Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat am Samstagmorgen in Frankfurt am Main eine weitreichende Gebietsreform beschlossen. In zwei Stufen werden die 47 Dekanate in den kommenden neun Jahren zu 25 größeren Regionen. Sechs neue Dekanate, darunter Groß-Gerau und Rüsselsheim sowie Herborn und Dillenburg sollen bereits 2016 entstehen. Die restlichen, wie etwa Dreieich und Rodgau oder Alsfeld und Vogelsberg sollen bis 2019 folgen. Den Kirchengebieten mit Vereinigungsdatum 2019 steht daneben die Möglichkeit offen, die Fusion auch auf das Jahr 2022 zu verschieben.
Größte Gebietsreform seit Gründung der EKHN
Die Delegierten des „Kirchenparlaments“ votierten mit 89 Ja-Stimmen und 31 Nein-Stimmen bei sieben Enthaltungen auch für zuvor teilweise umstrittene Zusammenschlüsse. Bis 2019 ist geplant, Frankfurt und Offenbach zu vereinigen sowie Darmstadt-Stadt und Darmstadt-Land. Eine Fusion von Alzey mit Wöllstein und Ingelheim mit Oppenheim soll es bis 2019 geben. Daneben bleiben neun Dekanate wie Wiesbaden, Mainz und Gießen unverändert. Bereits im kommenden Jahr werden sich die bisherigen vier Frankfurter Dekanate zu einem einzigen Stadtdekanat vereinigen. Damit bekommt Hessen-Nassau nach zwei Jahren intensiven Diskussionen eine neue Landkarte von Biedenkopf bis zum Odenwald und vom Vogelsberg bis nach Worms. Die am Samstag beschlossene Neuordnung ist die grundlegendste Gebietsreform der EKHN seit ihrer Gründung im Jahre 1947.
Wirkungsvolle Gestaltungsräume schaffen
Der Präses der EKHN-Synode Dr. Ulrich Oelschläger würdigte das große Engagement aller Beteiligten bei dem „Mammutprojekt Dekanats-Neuordnung“. Die Reform des Kirchengebiets sei ein „wichtiger Meilenstein auf dem Weg, unsere Kirche und unsere Arbeit für die Menschen zukunftssicher zu machen“, so Oelschläger. Nach der intensiven und teilweise kontroversen Debatte rief der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, dazu auf, „jetzt nicht in den Kategorien ‚Gewinner‘ und ‚Verlierer‘ zu denken.“ Die Neuordnung eröffne „einen Zeitkorridor, der die Chance bietet, die Vereinigungsprozesse nach den Bedürfnissen der Regionen zu gestalten“. Die neuen Dekanate ermöglichten angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen „einen flexibleren Spielraum und mehr Möglichkeiten für engere regionale Kooperationen, um die Arbeit in den Gemeinden zu unterstützen. „In der EKHN verstehen wir Dekanate nicht als Verwaltungsräume, sondern als Gestaltungsräume kirchlichen Lebens“, so der Kirchenpräsident.
Dekanatsvereinigungen: (in Klammern das geplante Vereinigungsjahr)
 Biedenkopf und Gladenbach (2016)
 Bad Marienberg und Selters (2019)
 Dillenburg und Herborn (2016)
 Runkel und Weilburg (2019)
 Diez, Nassau und St. Goarshausen (2016)
 Bad Schwalbach und Idstein (2016)
 Grünberg, Hungen und Kirchberg (2019)
 Büdingen, Nidda und Schotten (2016)
 Alsfeld und Vogelsberg (2019)
 Darmstadt-Land und Darmstadt-Stadt (2019)
 Dreieich und Rodgau (2019)
 Groß-Gerau und Rüsselsheim / mit Teilen Rieds (2016 / 2019)
 Bergstraße / mit Teilen Rieds (2019)
 Frankfurt und Offenbach (2019)
 Ingelheim und Oppenheim (2019)
 Alzey und Wöllstein (2019)
 Ried wird aufgelöst und Groß-Gerau/Rüsselsheim sowie Bergstraße zugeordnet (2019)
In der bisherigen Ausprägung bleiben bestehen:
 Wetterau
 Gießen
 Hochtaunus
 Kronberg
 Wiesbaden
 Mainz
 Worms-Wonnegau
 Vorderer Odenwald
 Odenwald
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