Dekanat gegen Baumfällung auf dem Marktplatz

27.07.2015/Stellungnahme des evangelischen Dekanats Rüsselsheim zur Um- und Neugestaltung des Marktplatzes in Rüsselsheim
Das Evangelische Dekanat Rüsselsheim begrüßt ausdrücklich das für den Hessentag 2017 beschlossene Verkehrskonzept für die Rüsselsheimer Innenstadt.
Wir sehen darin positive Schritte hin zu einer für die Bürger attraktiven Innenstadt, die mehr Raum schafft für die Begegnung der Menschen.

Leider sieht die geplante Umgestaltung des Marktplatzes die Fällung von vier großen Platanen vor. Wir werben dafür, das Konzept dahin zu überdenken, dass die Bäume nicht gefällt, sondern alle bestehenden Bäume in das Konzept integriert werden. Uns geht es um den Erhalt des Marktplatzes als lebenswerten Aufenthaltsort nahe der evangelischen Stadtkirche.

Die elf derzeit vorhandenen großen Bäume geben dem Platz Leben, Schatten und Kühlung, welche den Menschen den Aufenthalt angenehm macht. Wie notwendig das ist, zeigen die letzten Wochen und die heißen Temperaturen. Unter den Bäumen herrschen angenehme Temperaturen und ein gutes Klima. Dort lässt es sich gut aufhalten, ganz im Gegenteil zu den Teilen des Marktplatzes, wo die Sonne direkt auf den Boden trifft. Heiße Sommer werden zunehmen und jede entsiegelte Fläche in einer Stadt, jeder große Baum werden dann gebraucht, um eine wegen Hitze unbewohnbare Innenstadt zu vermeiden.
Deshalb unterstützt das evangelische Dekanat den Wunsch nach Erhalt des gesamten Baumbestandes.
Für das Evangelische Dekanat Rüsselsheim:
Arndt Schlüter, Präses
Ellen Schneider-Oelkers, Kommissarische Dekanin
Jörg Wilhelm, Beauftragter für Schöpfung und Nachhaltigkeit

70 Jahre Kriegsende: Befreiung und Verpflichtung

Evangelische Kirchen erinnern an den 8. Mai 1945

Darmstadt / Speyer / Düsseldorf / Kassel, 6. Mai 2015. Die Leitenden Geistlichen der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz und Hessen haben angesichts des Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren „dauerhafte Lehren aus dem Dammbruch der Zivilisation in Europa“ angemahnt. So sei die „Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai 1945 zugleich mit der Verpflichtung verknüpft, auch in Zukunft für die Freiheit und den Frieden sowie gegen Rassismus und radikalen Nationalismus einzutreten“, erklärten der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, am Mittwoch (6. Mai) gemeinsam.

Eingeständnis: Nazi-Politik wurde von Kirche mitgetragen
Die Leitenden Geistlichen erinnerten auch an die Mitschuld der evangelischen Kirche an der „menschenverachtenden Politik Nazi-Deutschlands“. So hätten sie die „rassistischen und militaristischen Handlungen des NS-Regimes in weiten Teilen mitgetragen“ oder mit Blick auf die Verfolgung jüdischer Menschen und anderer Minderheiten „oft sogar im vorlaufenden Gehorsam unterstützt“. Nach 1945 habe die evangelische Kirche „ihr beschämendes Verhalten benannt, ihre Mitschuld am millionenfachen Tod bekannt und daraus die Konsequenz gezogen, in Zukunft verantwortungsvoll für Demokratie und Menschenrechte einzutreten“.

Kirchenpräsident Jung: In Kriegen wird heute weiter getötet
Nach Ansicht des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung (Darmstadt) habe der Zweite Weltkrieg darüber hinaus gezeigt, wie wirksam „das abgrundtief Böse im Menschen in der Welt“ sein könne, das längst nicht überwunden sei. So würden Menschen immer wieder „in Diktaturen entrechtet und in Kriegen getötet“. Dies sei gegenwärtig auch eine der Hauptursachen für eine in der jüngsten Geschichte „beispiellose Fluchtbewegung“, bei der Menschen auf der Suche nach einem friedlichen Leben oft genug den Tod fänden. Jung wies auch auf die besondere Mitverantwortung Deutschlands für den Frieden in der Welt hin, da es als viertgrößter Exporteur von Militärtechnik gelte. „Die erste Frage darf niemals sein, was durch Waffenlieferungen erreicht werden kann, sondern wie die zivile Entwicklungs- und Friedensarbeit vor Ort gestärkt werden kann“, erklärte Jung.

Kirchenpräsident Schad: Frieden und Völkergemeinschaft stützen
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad (Speyer), erinnerte daran, dass die christliche Friedensethik auf der Erfahrung aufbaue, „dass Gott ein Freund des Lebens ist“. Darum unterstützten die Kirchen über den Religionsunterricht hinaus die Erziehung „zum gewaltfreien Zusammenleben und zur verpflichtenden Idee der Völkergemeinschaft“ und engagierten sich im Netzwerk Friedensbildung Rheinland-Pfalz, das Inhalte und Anschauungsbeispiele gelungener ziviler Konfliktbewältigung in den Schulen bekannt mache. Darüber hinaus unterstütze die pfälzische Landeskirche auch die neu eingerichtete Friedensakademie Rheinland-Pfalz, die sich ausdrücklich in Fragen der Konfliktprävention und zivilen Konfliktbearbeitung engagiere.

Präses Rekowski: Jüdisches Leben fördern
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski (Düsseldorf), verwies auf den zuletzt in Anschlägen und Angriffen erschreckend offen zu Tage getretenen Rassismus gegen Juden in Deutschland. „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um die Heimat zu bewahren, die Jüdinnen und Juden nach den Schrecken der Shoa bei uns gefunden haben“, sagte Rekowski. Es sei wichtig, weiter „Projekte der Hoffnung und Verständigung zu fördern, denn jüdisches Leben in Deutschland, Europa und unserer Nachbarschaft ist ein Segen“.

Bischof Hein: Flüchtlingen Zuflucht bieten
Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein (Kassel), erinnerte an die ungeheuren Flüchtlingsströme nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Insbesondere angesichts der zurückkehrenden Emigranten, denen im Ausland Asyl gewährt worden sei, habe das Grundgesetz bewusst offen formuliert: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“. Für den Wiederaufbau Deutschlands und die Entwicklung seiner politischen Kultur seien sie von entscheidender Bedeutung gewesen. „Gerade die Erinnerung an diese Erfahrungen sollte uns auch heute dazu verpflichten, Menschen, die unter Krieg und Verfolgung leiden, eine sichere Zuflucht zu bieten“, so Hein.

Information: Gottesdienst am 8. Mai in Mainz
Die evangelischen Kirchenpräsidenten Volker Jung und Christian Schad gestalten mit dem rheinischen Vizepräses Christoph Pistorius und dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann am Freitag ab 17 Uhr in der Christuskirche in Mainz einen Ökumenischen Gottesdienst zum 8. Mai. In der Feier, die im Rahmen einer Gedenkveranstaltung des Landes Rheinland-Pfalz zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren stattfindet, soll der Opfer gedacht, an die Befreiung erinnert und für den Frieden gebetet werden. An den Gottesdienst schließt sich eine Feierstunde mit der Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer an.

Vom Genießen zum Danken - ein Wochenmarkt mit Musik und Denkanstößen

„Zeit für eine Danksekunde“ – so heißt die aktuelle Aktion der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau rund um das Erntedankfest. Begleitend dazu lud das Dekanat Rüsselsheim am vergangenen Samstag auf den dortigen Wochenmarkt ein. Unter dem Motto „Vom Genießen zum Danken“ wurde zusammen mit den ansässigen Marktbetreibern, Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Bauschheim, Mitgliedern des Dekanats-Bläserchors und dem Fair-Trade-Laden aus Raunheim ein Wochenmarkt mitgestaltet, in dem diese Kampagne aufgegriffen und mit Leben gefüllt wurde.
In ihrer Begrüßung forderte die stellvertretende Dekanin Ellen Schneider-Oelkers die Marktbesucherinnen und Marktbesucher auf, sich bewusst Zeit zu nehmen: Zeit, sich umzuschauen und das vielfältige Angebot auf dem Wochenmarkt zu genießen und Zeit zum Entdecken, was das eigene Leben reicher macht und wofür man dankbar sein kann.
Auf Infotafeln, die der Umweltbeauftragte des Dekanats Jörg Wilhelm aufstellte, waren Saisonkalender zu sehen, auf denen abzulesen war, wann welches Obst und Gemüse gerade „Saison hat“ und ob es aus heimischer Produktion kommt oder importiert wurde. Bei einem „Nachhaltigkeits-Quiz“ konnten die Besucher mitraten, wieviel CO2 beispielsweise ein Langstreckenflug nach Australien verursacht.
Selbstgemachte Hagebutten- und Weißdorn-Marmelade gab es am Stand von Bianka Jacobsen-Mulongo, tätig in der Altenheim-Seelsorge – der Erlös daraus ging an die Bewohner des Martin-Niemöller-Hauses. Eine Gruppe von Konfirmandinnen und Konfirmanden liefen mit Tabletts über den Markt und boten den Marktbesuchern Kuchen, selbstgemachte Häppchen und Schmalzbrot an – so war für jeden Geschmack etwas dabei. Am beteiligten Fair-Trade-Stand konnten Kaffee, Tee, Gebäck und handgearbeitete Körbe aus fairem Handel erstanden werden. Musikalisch abgerundet wurde die Veranstaltung von Mitgliedern des Dekanatsbläserchors unter der Leitung von Martin Schlotz.
Und nicht zuletzt waren auch die Marktstandbetreiber in die Aktion eingebunden, indem sie eigens für diese Veranstaltung bedruckte Papiertüten mit dem Aufdruck „Wer dankt, denkt“ an diesem Tag an ihre Kunden weitergaben.